Dieser Artikel ist eine wörtliche, unverfälschte Transkription des Originalartikels aus dem Jahre 1905.

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Neuerungen an elektrischen Lichtbädern

aus der Rubrik: Mannigfaltiges / 1905

Die Lichttherapie hat in den letzten Jahren immer größere Anwendung gefunden. Nicht die Neuheit der Methode, sondern die glänzenden Erfolge, welche durch Anwendung des Lichtes als Heilfaktor erzielt wurden, brachten das Lichtheilverfahren zu seiner heutigen Entwicklung; es konnte deshalb nicht ausbleiben, daß man sich auch die Vervollkommnung der Lichtbadeinrichtungen angelegen sein ließ. So tritt die Firma T. und E. Fein in Stuttgard mit einer ganz neuen, eigenartig gebauten Badezelle in den Verkehr. Diese hat gegenüber den seither gebräuchlichen Lichtbädern ganz wesentliche Vorteile.

 

Unsere erste Abbildung zeigt den Lichtbadekasten mit reiner Glühlichtbeleuchtung in geöffnetem Zustande, während Fig. 2 die Zelle im Betriebe vorführt.

Heidi Fial Archiv Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens elektrisches Lichtbad 1905

Die Glühlampen sind in halbkreisförmigen Spiegeln untergebracht, welche der lichten Höhe des Kastens entsprechend lang sind. In jedem Spiegel befinden sich übereinander 8 Glühlampen, wobei der Reflektor als Schutz für Lampen dient, so daß sich dieselben wie in einer Nische befinden. Durch diese Anordnung werden die so ungemein viele Lichtstrahlen brechenden Schutzvorrichtungen vor den Glühlampen, wie dies bei anderen Ausführungen bisher üblich war, überflüssig und das Licht strahlt infolgedessen in ungehinderter Weise auf die im Lichtbade befindlichen Personen. Der Badende kann sich bequem im Kasten bewegen, ohne Gefahr zu laufen, an eine vorstehende Glühlampe oder deren heiß gewordenes Schutzgitter zu stoßen und sich dadurch zu verletzen oder zu brennen.

Zwischen den Reflektoren für die Glühlampen sind ebene Spiegel angebracht, die mittels vernickelter Leisten festgehalten werden, so daß die ganze innere Fläche des Apparates sich als ein aus halbkreisförmigen und ebenen Spiegeln ohne Unterbrechung zusammengesetzter Zylinder darstellt. Die beiden vorderen Abteilungen lassen sich nach außen drehen, wodurch sie eine Art Doppeltür bilden und als Zugang für die Patienten dienen.

Die Glüh- und Bogenlampen sind im Kasteninneren so angeordnet, daß sie entweder mit voller Leuchtkraft oder mit gedämpftem oder farbigen Licht, vollzählig oder in einzelnen Gruppen, je nach Anordnung des Arztes ihre Strahlen auf den Körper des im Kasten Sitzenden werfen können.

Die Temperatur in der Lichtbadezelle steigt bei Einschaltung von sämtlichen 50 Glühlampen auf ca. 60 Grad Raumtemperatur im Zeitraum von ca. 20 Minuten, wodurch eine außerordentlich starke Schweißabsonderung bewirkt wird. Eine mildere Badeform wird durch Anwendung des Bogenlichtes erzielt, wenn die hauptsächlich wärmeerzeugenden roten Lichtstrahlen durch eingeschaltete violette Glasstreifen zurückgehalten werden. Die Badezelle kann auch mit einem transparenten Türflügel versehen werden, wodurch eine konzentrierte Bestrahlung bezw. eine lokale Behandlung mittels Scheinwerfers möglich ist.

Heidi Fial Archiv Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens elektrisches Lichtbad 1905

Ein weiterer Vorzug der neuen Lichtbadezelle besteht darin, daß der Kasten eine außerordentlich leichte Reinigung sowohl seiner selbst als auch der Glüh- und Bogenlampen ermöglicht, weil nicht allein die halbkreisförmigen Reflektoren, sondern auch die Bogenlampen mit ihrem Kasten nach außen drehbar angeordnet sind, wodurch ein bequemes Einsetzen der Kohlen in die Bogenlampen, ja sogar ein Nachsehen der Beleuchtungskörper während der Anwendung ermöglicht wird.

An der Außenseite der Lichtbadezelle befindet sich eine übersichtlich angeordnete Schalttafel, auf Marmor montiert, welche, mit den erforderlichen Schaltern und Sicherungen versehen, das Einschalten der einzelnen Glühlampengruppen, sowie der Bogenlampen vermittelt. Sämtliche Verbindungsleitungen sind verdeckt in den Wänden des Kastens geführt. Zum bequemen Ablesen der Temperatur, sowie zur Beobachtung der Wirkung des Lichtbades ist auf dem Deckel des Kastens ein Thermometer, sowie ein Ring zur Öffnung desselben angebracht. Der Stuhl, auf welchem sich der Patient befindet, ist drehbar angeordnet und läßt sich in jeder Höhe, für große und kleine Personen, einstellen. Zum Auflegen der Füße dient ein Schemel, in dessen Inneren sich zwei Glühlampen befinden. Die ganze Lichtbadezelle ist sehr solid gebaut und macht infolge ihrer eleganten Ausführung einen sehr günstigen Eindruck.


Bibliothek der unterhaltung und des Wissens Jahrgang 1905 / Band 1 / Seite 198